Johannes-Kepler-Gymnasium | Stuttgart-Bad Cannstatt

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Nachruf auf Hartmut Heinrich

Hartmut Heinrich (25.08.1944-13.01.2022) unterrichtete Französisch, Geschichte und Ethik am JKG. Als er 1973 seine Stelle antrat, kannte er seinen neuen Chef Herbert Sperka bereits als Französischlehrer aus seiner eigenen Schulzeit in Waiblingen. Bis zu seiner Pensionierung blieb er am JKG. Wir, (Abitur 1979), die schon lange nicht mehr seine Schülerinnen und Schüler sind, waren ihm lange über unsere Schulzeit hinaus sehr verbunden. Dafür sind wir sehr dankbar.

Wir lernten Französisch als 3. Fremdsprache und hatten Hartmut Heinrich in den Oberstufenklassen 11-13. Da machte er uns mit der französischen Presse und Literatur, mit Maupassant, Apollinaire, Ionesco, Sartre und Prévert bekannt und brachte uns das französische Chanson nahe. Wir erinnern uns an das bleischwere graue Tonbandgerät, das er zu diesem Zweck hin und her schleppte und dessen Anblick Abwechslung versprach. In mühevoller Kleinarbeit schnitt er französische Radiosendungen mit, tippte die Texte auf Hektographie-Matritzen und zeigte Fotos der Sänger – Multimedia avant la lettre. So starteten wir nach so mancher Doppelstunde Französisch am Samstagvormittag erleuchtet und hochgestimmt ins Wochenende.

Sein Französischunterricht beschränkte sich nicht auf die Schulstunden. Theater- und Kinobesuche (Rhinocéros, Les enfants du paradis, L'Orphée, Huis clos, Les jeux sont faits, Ariane Mnouchkines 1789 und Molière, …), Fahrten nach Paris, kaum eine Gelegenheit wurde ausgelassen, aktuelle Bezüge herzustellen und die Sprache und Kultur des Nachbarlandes mit Leben zu füllen. Dafür engagierte er sich über die Maßen.

All seinen Schülern, auch den weniger am Fach interessierten, vermittelte er, dass sie etwas beizutragen hatten und dass ihr Beitrag wichtig war. Sein Sendungsbewusstsein ging weit über die französische Sprache und Kultur hinaus. Die Liebe und die Achtung für das Leben und das Bewusstsein für die eigene Verantwortung waren Botschaften, die in all seinen Unterrichtsideen und persönlichen Anregungen spürbar waren. Sorgfalt, persönliche Bescheidenheit und Respekt gegenüber seiner Mitwelt waren beeindruckende und auch im Schulalltag wohltuende Merkmale seiner Persönlichkeit. Im Ruhestand widmete er sich unter anderem dem „Arbeitskreis Leben“, engagierte sich für Geflüchtete und arbeitete im ambulanten Hospizdienst mit. Das Persönliche war ihm jenseits seiner Lehrerrolle wichtig und die Beziehung zu vielen seiner Schülerinnen und Schüler hat er bis zum Schluss gepflegt. Ausgesuchte und liebevoll gestaltete Karten mit persönlichen Gedanken begleiteten einige von uns bis zu seinem Tod.

Als Lehrer, vor allem aber als Mensch hinterlässt Hartmut Heinrich Erinnerungen und Spuren in vielen Lebensläufen. Auf einer seiner Postkarten stand La gratitude est la mémoire du cœur. Wir sind dankbar, dass wir ihn erleben durften.

Agnes Gabriel, Alja Knupfer und Stefan Zörlein, Abi-Jahrgang 1979

Nachruf auf Hartmut Heinrich