Johannes-Kepler-Gymnasium | Stuttgart-Bad Cannstatt

Aktuelles

Der Verein der Freunde wird 100

Hundert Jahre und immer noch aktiv

Der Verein der Freunde des Johannes-Kepler-Gymnasiums feiert Geburtstag – und nicht nur ein Nobelpreisträger gratuliert

Umrahmt von Klängen des großen Schulorchesters feierte die Schulgemeinschaft des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Bad Cannstatt am 19.7.24 das 100-jährige Jubiläum ihres Vereins der Freunde. Ein stolzer Rückblick auf ein Jahrhundert aktiver Unterstützung der Schule sowie ihrer Schülerinnen und Schüler, heute noch genauso notwendig und hilfreich wie 1924: Der Verein unterstützt die Schule nach wie vor ideell und materiell, gewährt Schülerinnen und Schülern notwendige finanzielle Hilfe, und fordert und fördert sie durch die jährlich ausgeschriebenen, begehrten Stiftungspreise. So die Zusammenfassung der Vereinsgeschichte durch den Vorsitzenden Dr. Simon Stutz. Launig begrüßte er die zahlreichen Gäste, dass man keine Kosten gescheut habe, die Sporthalle nicht nur feierlich glänzen zu lassen, sondern von der Wetterlaune auch auf gute Wohlfühltemperatur hatte heizen lassen.

Anlass für die Gründung des Hilfsvereins war die schwere Wirtschaftskrise zu Anfang der Weimarer Republik, die Ende 1923 gipfelte. In Zeiten, in denen noch Schulgeld zu zahlen war, und keine Unterstützung für die Fahrkarte zur Schule gewährt wurde - das Einzugsgebiet reichte bis ins Remstal hinein - war dieser Hilfsverein für die Schule ein Segen. Besondere Lehrmittel wurden angeschafft, Bildungsfahrten unterstützt, auch ein Blick in handwerkliche Berufe wurde ermöglicht. Schon von Anfang an war der Stellvertreter des Vereinsvorsitzenden der Schulleiter. Durch diese enge Bindung des Vereins an das Schulleben war und ist solch eine gezielte Förderung damals wie heute erst möglich.

Der Zweite Weltkrieg bedeutete eine tiefe Zäsur für den Verein; der Neuanfang war schwierig. Erst 1979 mit dem überaus rührigen Hans-Jörg Kimmich (Abitur 1938) ging es steil bergauf. Ihm und dem Deutschlehrer Dr. Fäh verdankt der Verein den Keplerbrief, der alljährlich erscheint und durch die Berichte aus der Schule den Kontakt zu den Ehemaligen hält und zu Spenden animiert – denn der Verein trägt sich allein darüber.

Hans-Jörg Kimmich war auch der Wegbereiter für die Stiftungen, dank derer Schülerinnen und Schüler in ihren Lieblingsfächern und Themengebieten besondere Leistungen erbringen können, die mit Preisen honoriert werden. Ihm war Bildung ein zentrales Anliegen. Jeder Euro, der in die Bildung fließt, so sein Grundsatz, ist gut angelegt, denn sie ist das höchste Gut in dem an Bodenschätzen armen Deutschland.

Als er sich 1999 altershalber aus dem Vorstand zurückzog, hatte er schon vorgesorgt und Schüler motiviert, die nach ihrer aktiven Schulzeit den Vorsitz übernahmen. So ist der Verein seit nunmehr 100 Jahren noch jung und aktiv und in guten Händen. Dies erfährt man auch über Berichte ehemaliger Schülerinnen und Schüler, die ihrer Schule und diesem Verein immer wieder ihre Dankbarkeit zeigen.

Allen voran hatte Herr Professor Gerhard Ertl, Abiturjahrgang 1955 und Nobelpreisträger für Chemie 2007, es sich nicht nehmen lassen, dem Verein zur Feier des 100-jährigen Jubiläums eine Grußbotschaft zu schicken. 1946 habe er seine Schulzeit am Kepler in einer Klasse mit 53 Mitschülern begonnen. In der Abiturklasse seien nur mehr 25 Schüler gewesen. Er sei der Schule noch heute dafür dankbar, wie sie ihn ins Leben geführt hat. Launig grüßte er einen seiner anwesenden Klassenkameraden per Videobotschaft, man könne sich doch wieder einmal in Berlin treffen, da ihn leider seine Gesundheit am Reisen hindere.

Einen weiten Bogen spannte Hans-Joachim Sack (Abitur 1972) mit einem besonderen Blick auf die Schule und ihre Entwicklung seit den Anfängen als Lateinschule vor mehr als 500 Jahren. Genau zeichnete er den Weg der Schule in verschiedensten Gebäuden durch halb Cannstatt nach, bis sie endlich das Gebäude erhielt, das den Keplerianern seit 1912 als Heimat dient. Seither hat dieses allen neuen Bauvorschriften getrotzt und sieht bis auf die neuen Fenster und den Anstrich noch aus wie 1912. Was für eine hochwertige Bausubstanz, die selbst in den heißen Sommern das Lernen noch erträglich macht und durch diverse Modernisierungsphasen technisch auf neustem Stand ist. Es wäre schön, wenn diese Nachhaltigkeit Schule und Verein weiterhin erhalten bliebe.

Die Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos (Abitur 1985) verwies in ihrem Dank an Schule und Verein auf ihre Bemühungen um das Erreichen von Bildungsgerechtigkeit in Baden-Württemberg. Gerade in der heutigen Zeit seien die Aufgaben der Schule komplex. Wichtig ist, dass ihr neben dem Unterricht auch Raum gegeben werde, sich für die Lernenden Zeit zu nehmen. Dazu gehörten heute auch die Geisteswissenschaften. Sie sollten bei der geplanten Neueinführung des G9 gestärkt werden. Gleichzeitig muss die Schule ein sicherer Ort sein und der sexualisierten Gewalt Paroli bieten. Ferner gehe es nicht nur um Studierfähigkeit angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels. Hier sei der Ansatz des Fördervereins mit seinen Werkgruppen ein guter, der wieder aufgenommen werden solle. Schließlich sei die Schule ein Ort des Lebens: Sie denke gerne an ihre eigene Schulzeit am Kepler zurück und was die vielfältigen Angebote, insbesondere die Theater AG, für ihr weiteres Leben bedeuteten. Gerne schenkte sie der Schule deshalb einen Baum als Zeichen des Lebens und der Lebendigkeit, die das Kepler und sein Verein aufweisen und die über die Jahrhunderte trägt.

Zum Abschluss ließen Mariella Ziegler und Johannes Weeger als Vertreter der Schülerschaft ihren Blick in die Zukunft schweifen. Verweisend auf die große Unterstützung durch den Verein kamen sie allerdings zu dem etwas bitteren humoristischen Schluss, dass in 100 Jahren wohl der Neckar dank Klimawandels über die Ufer getreten sein könnte, die unteren Stockwerke dann geflutet wären und die Schülerinnen und Schüler daher in Schlauchbooten von Unterricht zu Unterricht paddeln würden. Aber, da waren sie sich sicher, der Verein ließe sie nicht im Stich, er würde für die notwendigen Gummiboote sorgen!

Nach diesem Blick in die Zukunft und der Ode an die Freude lud ein kleiner Sektempfang zu intensiven Gesprächen und deren Weiterführung beim anschließenden Schulfest ein. Nicht wenige der angereisten Gäste nutzten das Angebot einer Schulführung. So konnten sie sehen, was aus ihrer alten Schule geworden ist. – Es bleibt zu hoffen, dass die Begeisterung, die bei der Veranstaltung zu spüren war, den Verein gut ins und durch das neue Jahrhundert seiner Geschichte trägt.

Information: Der Verein der Freunde ist auf der Homepage der Schule https://jkg-stuttgart.de vertreten. Per Email kann man sich jederzeit an den Vorstand wenden: verein_at_jkg-stuttgart.de

 

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