Johannes-Kepler-Gymnasium | Stuttgart-Bad Cannstatt

Aktuelles

Wenn du drei Wünsche frei hättest: Was würdest du dir wünschen?

Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir wünschen?

Die Theater AG spielt „Das kalte Herz“ nach Wilhelm Hauff 

Der Zuschauer erwartet eine Köhlerhütte im Schwarzwald und sieht sich stattdessen in den Toilettenvorraum eines Stuttgarter Clubs versetzt. Hier verkehren die Reichen und Schönen und lassen den jungen Toilettenreiniger Peter Munk gnadenlos ihren Protz und ihre Macht spüren. Wie lange lässt sich dieser die tagtäglichen Demütigungen gefallen?

Die Schülerinnen und Schüler unserer Theater-AG haben sich im letzten Schuljahr intensiv mit dem Text auseinandergesetzt und die Relevanz des Märchens für uns Heutige entdeckt: Zuerst der Wunsch nach Verbesserung der Lebensverhältnisse, dann die Gier nach immer mehr und schließlich die Katastrophe.

Wenn man Marek Hilgarth als melancholischen Peter Munk in dem tristen Toilettenvorraum sitzen sieht, wenn man erlebt, mit welcher Herablassung (kraftvoll: Ziona Frimpong und Rhoda Asomah als Machtmenschen Ezechiel und Tanzbodenkönig) und abstoßenden Großkotzigkeit (überzeugend: Jannis Meyer-Menk als der lange Schlurker) dieser junge Mann behandelt wird, kann man nichts Anderes als Empörung verspüren. Parallelen zum Prekariat in der aktuellen Arbeitswelt, das dem wachsenden Reichtum einzelner Gruppen hilflos gegenübersteht, sind nicht zufällig. So kann man im weiteren Verlauf diesen Peter wegen seiner Naivität belächeln, wenn er sich wie im Hauffschen Märchen Hilfe von übernatürlichen Kräften verspricht und das Glasmännlein (geheimnisvoll: Zoe Bauch) aufsucht. Man kann ihn aber auch verstehen und mit ihm hoffen, dass sich das Schicksal dieser Familie am Rande der Gesellschaft dank des guten Geistes auch zum Guten wenden möge. In diesem Sinne gibt die fürsorgliche Mutter, gespielt von Salsabil Ghattas, ihr Putzzeug zuversichtlich an andere ab. Doch jetzt kommen die Verlockungen des Geldes ins Spiel, denen sich auch Peter nicht widersetzen kann. Will er das verschleuderte Geld zurückgewinnen und sein neu gewonnenes Ansehen bewahren, muss er mit dem bösen Geist paktieren. Der Holländer Michel (genüsslich-schaurig: Melisa Biskin) bietet ihm an, sein warmes Herz gegen einen kalten Stein zu tauschen. Zunächst lehnt Peter entrüstet ab, willigt dann aber ein, da auch andere diesem Tausch ihr Ansehen und ihren Reichtum verdanken.                                                                                                                                                             

Allerdings zu einem hohen Preis: Lisbeth, liebenswert gespielt von Mihriban Sahan, Peters Traumfrau, leidet von nun an sehr unter der Kaltherzigkeit ihres Mannes. Der freundliche Junge mit den traurigen Augen von einst ist ein geiziger Brutalo, mit nichts als seinem Geld beschäftigt. Diesem Geiz fällt schließlich auch sie selbst zum Opfer.                                                   

An dieser Stelle haben sich die Schülerinnen und Schüler der Theater-AG für einen anderen Schluss, für ein realistisches Ende und gegen die Märchenlösung entschieden…

Stimmungsvoll durch die Projektionen von Oliver Feigl illuminiert und beeindruckend souverän geführt von den Erzählerinnen Elda Hasani und Helene Schumacher wurden die rund 300 Zuschauer der insgesamt drei Aufführungen eingeladen, sich auf diese Geschichte aus alter Zeit einzulassen:

Was macht die Gier aus dem Menschen?   

                                                                                                                                                       

Das kalte Herz